Wir sind also in Emeryville angekommen und stauen mit dem Uber-Taxi in die Dolores Street 1280 in den feschen Stadtteil Noe Valley. In der Dunkelheit steigen wir aus und merken gleich wie steil es hier ist, da uns die Koffer wegrollen und ich sie einfangen muss.
In unsere Wohnung kommen wir erst über einige Stiegen, herrlich mit den drei großen Koffern und den schweren Rucksäcken. Aber wir schaffen es und sind positiv überrascht. Sehr fesch ist es da. Man erkennt draußen im Regen zwar fast nix aber man merkt, dass die Aussicht vom Balkon aus fein sein muss.



Wir sehen uns um. Große Wohnküche, ein großes Schlafzimmer, ein Bad und ein Abstellraum mit Waschmaschine und Trockner. 2 m2 Innenhof und große Terrasse außen. Alles da was man braucht. Bis auf…
Moment.
Mooooooment.
Da ist nur EIN Bett! Wo schlafen denn die zwei anderen? Doch nicht etwa…
Nein…nicht die Couch.
Bitte.
Nicht.
Die.
Couch.
In Washington und Chicago waren es diese Horror Ausziehsofas. Bitte nicht wieder so eines. Bitte nicht, bitte……………………………………………………………………………….es ist die Couch.
Die hier sieht aber wuchtiger aus als die anderen. Die ist doch sicher besser. Die MUSS einfach besser sein. Komm wir schauen nach, das ist sicher eine Gute. Ja ganz sicher. Schau, die sieht ja schon während des Ausklappens viel besser aus. Schau die ist super. Die ist…
Nope, es ist wieder so eine blöde Couch wo man jede Feder und Metallstange spürt.
Verdammt nochmal!! Haben denn alle hier das gleiche Sofamodell?? Grrrrrrrr!
Mist. Na hilft ja nix. Fluchen machts nicht viel besser. Nur ein bissi besser. Wir fluchen ein wenig vor uns hin und richten uns währenddessen ein.

AH! Nuni läuft mit einer Holzskulptur herum! Wo hat er die her? Her damit du kleiner Räuber. Er läuft zielgerichtet zu geflochtenen Korb-Gegenständen im Regal und will sie werfen. STOP! Nuni weint weil wir ihm wieder was wegnehmen. Wo geht er jetzt hin? Da, eine Metallplatte. Sabine und ich suchen die Wohnung ab und räumen jede wertvoll wirkende Deko in den Abstellraum. Ebenso den alten Holzsessel auf dem die Kinder turnen wollen. Jetzt sollts aber passen. Töpfe aus dem Küchenregal räumen ist ok, Nuni. Spiel dich mit denen.


Sabine geht es dreckig. Sie hat Fieber, Kopfweh, ihr ist schwindelig und sie kann kaum die Augen offen halten. Leg dich doch schon mal hin, ich kümmer mich um Nuni. Du schlaf bei Momo im Bett und ich mach die Nacht draußen auf der Couch beim Kleinen.
Die halbe Nacht schläft Nuni gut, dann wacht er auf, kennt sich nicht aus wo er ist und findet die Mama nicht. Er weint nur mehr laut, will nicht mehr von mir getragen werden und kann sich nicht beruhigen. Sabine wankt wie ein Zombie aus dem Schlafzimmer zu uns raus und nimmt Nuni in den Arm. Ich lege mich derweil rüber zu Momo ins Bett, dass er nicht aus dem Bett rollt. Nuni hört in Sabines Armen langsam auf zu schreien. Ich versuche wach zu bleiben, knicke aber innerhalb Sekunden weg und bin im Land der Träume.
Am Tag danach ist Sabine entsprechend k.o. und braucht Erholung. Die Couch war wieder Gacke und wir ziehen ihre Matratze einfach ins Schlafzimmer. Das ist gemütlicher.

Also Sabine braucht Ruhe. Wir einigen uns darauf, dass ich mir während Nunis Mittagsschlaf Momo schnappe und mit ihm in die Innenstadt zische um Mehrtagespässe für die Öffis (Muni) zu besorgen. Dann kann Sabine nämlich mit Nuni in Frieden püseln und wir machen keinen Lärm.

Wir fahren mit Linie J von der Clipper Street bis runter zur Station Powell Street und suchen am Union Square die Visitor Information. Ich erinnere mich noch genau. 2013 war sie hier. Tjo. Ist sie aber nicht mehr. Stattdessen gibt es hier einen weihnachtlichen Eislaufplatz.



Also Handy raus, Roaming einschalten und Google befragen wo dieses Visitor Information Center denn jetzt hingezogen ist. Glück gehabt, es ist nur wenige Gehminuten weiter in der Howard Street! Am Weg dorthin kommen wir an einem der Lieblingslokale von Sabine und mir von damals vorbei: FreshRoll! Mmmmh herrliche vietnamesische Frühlingsrollen kann man sich da zusammenstellen. Da muss ich rein um Sabine eine Freude zu machen.


Mit Frühlingsrollen bewaffnet holen Momo und ich uns die Muni-Karten und schauen noch ins Ferry Building unten am Wasser zu den Feinkost Geschäften. Obst, Wein, Baguette, Aufstriche…herrlich teuer alles. Wunderbar. Wer braucht schon Geld.






Schnell heim zu Sabine. Unsere Einkäufe können wir der etwas erholten Sabine präsentieren. Momo erzählt ihr viel über die verschiedenen Straßenbahn- und Cablecar-Linien, welche Endstationen denn die Linie J hat etc. Sabine hört geduldig zu. Super, dass sie sich besser fühlt.


Momo konstruiert aus verschiedenen Obstsäften einen Cocktail für Sabine, der schmeckt und macht sie hoffentlich schnell gesund!



Die kommende Nacht hatte Sabine nur mehr 38°C und sie war entsprechend fitter am Tag danach. Sie sollte sich aber jedenfalls noch ausruhen. Mir geht es heute so lala, ich huste, spüre die Lunge dabei und mir ist ein wenig schwindelig. Hält sich aber alles in Grenzen. Um Sabine sich ausruhen zu lassen mache ich einen kleinen Ausflug mit den Kindern zum Spielplatz im Mission Dolores Park. Wow, was für eine Aussicht man hier hat!

Die Kinder haben Spaß, Nuni läuft viel herum, Momo schaukelt und rutscht, spielt sich mit anderen Kindern und beobachtet einen Jungen, der mit seinem ferngesteuerten Auto wilde Kunststücke aufführt.








Gegen Abend kommen wir wieder heim. Die Kinder haben noch immer Energie und spielen auf der Terrasse.



Sabine ist munter und gut drauf! Supi! Ich fühle mich dafür etwas mieslich. Unser Fieberthermometer zeigt bei mir 37,8°C an. Hm…ungewöhnlich. Na da kommt vielleicht was.
Jap. Da kam was. Mein Husten verschlimmert sich und ich fiebere hoch auf 38,5…38,9…39,2…ok ich nehme jetzt ein Ibuprofen zum Fieber senken…39,4…39,8…40,0…wow.


40 Grad Fieber hatte ich seit der Kindheit nicht mehr. Sicherheitshalber nehme ich ein Antibiotikum, falls die Ursache etwas Bakterielles in der Lunge sein sollte. 40,1….40,2. Dort bleibe ich trotz Medikamenten für mehrere Stunden. Das ist uns unheimlich und wir rufen einen Doktor an, der zu uns nach Hause kommen kann. Dr. Horning heißt er und er kommt ziemlich rasch zu uns. Er untersucht erst mich, danach Sabine.
Er meint ich habe die echte Influenza und eine Bronchitis obendrauf. Bettruhe, Fieber senken, Tamiflu gegen die Grippe, Antibiotika zur Sicherheit, reizunterdrückender Hustensaft und warten. Sabine dürfte ebenfalls die Grippe haben, allerdings nur abgeschwächt, da sie schon im Frühjahr Besuch der Influenza hatte.
Für die kurze Untersuchung verlangt Dr. Horning knackige 1.100$. Herrlich teuer. Wunderbar. Wer braucht schon Geld. Da sehnt man sich nach dem österreichischen Gesundheitssystem.
Unsere Abreise nach Hawaii ist ja nur mehr wenige Tage entfernt und mir geht es wirklich nicht gut. Meine Lunge hört sich wie ein Bunsenbrenner an und mein Körper traut sich nicht unter 39°C.
Wir reden mit Dr. Horning und beschließen: wir müssen Hawaii um 5 Tage verschieben. Dann habe ich zumindest 7 Tage um Gesund zu werden. Wir müssen unseren ersten Stop auf Big Island auslassen und stattdessen in San Francisco gesund werden. Die Flüge können wir nicht stornieren, ebensowenig die Unterkunft auf Big Island. Unsere Vermieter hier in der Wohnung können uns glücklicherweise eine Verlängerung ermöglichen. Das ist super, sonst hätten wir eine neue Bleibe suchen und übersiedeln müssen. In Summe kostet das Verschieben ungefähr 3.000 Euro. Herrlich teuer. Wunderbar. Wer braucht schon Geld.


Aber Gesundheit geht nunmal vor. So dreckig wie jetzt ist es mir im gesamten Leben noch nicht gegangen. Die Lunge schmerzt beim Atmen und Husten, in der Nacht bekomme ich Hustenanfälle, Kopfweh und Fieber sind ständige Begleiter wie Schwindel und Benommenheit gesellen sich immer wieder dazu. Ich schlafe aber viel und versuche einfach zu überleben. Die kommenden Tage geht es mir nur bedingt besser. Sabines Zustand ist aber bis auf kurze nächtliche Phasen mit erhöhter Temperatur schnell wieder im grünen Bereich.

Sie kümmert sich um beide Kinder, schläft mit beiden draußen im Wohnzimmer um mir Ruhe in meinem Quarantänekammerl zu ermöglichen. Zu dritt machn sie Ausflüge zum Strand, zur Golden Gate Bridge und schauen sich die Fisherman’s Wharf an. Ich liege derweil nur im Bett und krieche dann und wann aufs Klo. Mehr schaffe ich einfach nicht.







Mittlerweile haben wir den Verdacht, dass die Tamiflu-Tabletten der Grund dafür sind, dass sich mein Zustand nicht verbessert sondern teilweise sogar verschlechtert. Wir setzen sie daher einfach ab. Dr Horning meint lässig: „Yeah, just stop taking them. They don’t seem to work anyway.“ Aha. Bravo. Na jedenfalls geht es mir am Tag danach bereits merkbar besser.
Ich kriege von Dr. Horning auch immer wieder per Whatsapp neue Medikamente empfohlen. Von Asthmaspray (der nix hilft) über Schleimlöser (dernix hilft) und neue Codein-haltige Hustensäfte (der war super).

Ich liege auf diese Art und Weise bis zum Tag vor der Abreise im Bett und erhole mich immer mehr. An diesem Tag fühle ich mich halbwegs fit und gehe schon in der Wohnung herum.


Wir haben so viele Wintersachen mit, aber jetzt liegen mit Hawaii, Neuseeland, Australien und Japan nur mehr warme Destinationen vor uns. Wir packen daher einen ganzen Koffer nur mit Wintergewand voll und wollen ihn zur Post bringen. Weiter mitnehmen wollen wir ihn nicht, da im Wohnmobil wenig Stauraum ist und drei große Koffer einfach mehr als mühsam sind.
Ich nutze die Gelegenheit und mache das zu meinem ersten Ausflug nach draußen. Ich fühle mich fit, den Gang zur Post werde ich ja wohl schaffen. Die frische Luft wird mir sicher gut tun. Also rolle ich den Koffer ein paar Straßen weiter bergab und bergauf zur Post.
Ich merke, dass mir das konditionell doch etwas zu viel ist und brauche einige Pausen. Bei der Post ist mir richtig schwindelig. Wenigstens bin ich den Koffer gleich los. Er wird vermessen und abgewogen…Ich kriege die Info: Versand nach Wien kostet 850$.
WAS???? Um das Geld kann man ja alles wegwerfen und neu kaufen!! Aaaaargh, so ein Dreck. Wir haben uns zwar auf einiges eingestellt, aber das übertrifft unsere Erwartungen um ein Vielfaches.
Zurückrollen schaffe ich aber nicht. Na was solls. Wickelts ihn halt ein und schickts ihn nach Wien.
Kofferversand. Herrlich teuer. Wunderbar. Wer braucht schon Geld.
Sabine ist leicht geschockt als sie davon erfährt, aber jetzt ists eh zu spät. Koffer ist schon unterwegs. Wir packen den Rest und bereiten uns auf die Abreise morgen Früh vor.

Um 6 Uhr morgens holt uns ein Uber ab und bringt uns im Sonnenaufgang zum Oakland International Airport.

Hier wird unser Hawaiian Airlines Flug nach Kauai starten. Die Uber Fahrt kostet uns 65$. San Francisco verabschiedet sich mit einer hohen Rechnung.
Und im Flugzeug sitzend denken wir uns: „San Francisco war herrlich teuer. Wunderbar. Wer braucht schon Geld.“